Die Bahn betont: die Zukunft des Viaduktes ist noch nicht entschieden!

  • Posted on: 13 November 2016
  • By: Johannes

Auf Einladung des Viadukt e.V. kam der Konzernbevollmächtigte der DB AG für Sachsen, Sachen-Anhalt und Thüringen, Eckart Fricke, am Donnerstag nach Chemnitz und besichtigte gemeinsam mit Vertretern des Viadukt e.V., der DB Netz AG, sowie der Brückenwerkstatt Dresden den Chemnitzer Viadukt.

Fricke erklärte, er hätte das Viadukt bereits öfter be- und durchfahren, wolle aber die Gelegenheit nutzen, um das umstrittene Denkmal nun auch einmal von nahem sehen, um etwas von den emotionalen Argumenten, mit denen die Chemnitzer für ihr Viadukt kämpfen, zu verstehen. Gleichzeitig erläuterten zwei Ingenieure von der DB Bahnbau Gruppe GmbH - Brückenwerkstatt Dresden dem Konzernbevollmächtigten und dem Viadukt e.V. die notwendigen Maßnahmen und Aufwendungen, die mit einem möglichen Erhalt des Viaduktes verbunden wären, zu erörtern. Die Brückenbau-Ingenieure betonten, dass Verstärkungsmaßnahmen notwendig wären, allein schon um das geforderte Sicherheitsniveau zu erfüllen. Diese konstruktiven Veränderungen würden im Detail auch zu Veränderungen im Erscheinungsbild des Viaduktes führen und forderten den Viadukt e.V. auf, sich im Falle einer Sanierung des Viaduktes auch für eine Akzeptanz solcher Maßnahmen einzusetzen, wenn über den Erhalt des Bauwerks öffentlich diskutiert wird. 

Weitere Diskussionspunkte waren sowohl die Notwendigkeit von Schallschutzmaßnahmen wie auch das äußere Erscheinungsbild in der Umgebung des Viaduktes. Fricke wies in diesem Zusammenhang auch auf die Verantwortung der Stadt hin, die Umgebung eines stadtbildprägenden Denkmals so zu gestalten, dass man den Charakter eines solchen Ingenieur-Baus als Baudenkmal auch wahrnehmen und erkennen könne.  

Der Viadukt e.V. sprach darüber hinaus den Ensemblecharakter des gesamten Bahnbogens mit insgesamt fünf abrissgefährdeten, denkmalgeschützen Brücken an.

In einem anschließenden Gespräch mit dem Viadukt e.V. im Morgner-Archiv in der Agricolastraße erläuterte Fricke den Stand des Planfeststellungsverfahrens. Im Dezember vergangenen Jahres hatte die Bahn ihre Planung für den Abriss des denkmalgeschützten Viaduktes und den Neubau als Stahl-Beton-Verbundbrücke bei der Landesdirektion Sachsen eingereicht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zur eingereichten Planung habe es über 500 Einwendungen gegeben, die in den vergangenen Monaten durch die Vorhabensträgerin, die DB Netz AG beantwortet wurden. Nach einer Anhörung, die voraussichtlich noch im Dezember stattfinden solle, rechnet die Bahn bis Mitte des kommenden Jahres mit dem Planfeststellungsbeschluss durch das Eisenbahnbundesamt. 

Fricke betonte, dass die Bahn zum jetzigen Zeitpunkt nicht über Mehrkosten der einen oder anderen Variante diskutieren wolle. Zunächst komme es im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens darauf an, ob in der Planung der Bahn die öffentlichen Belange, einschließlich die des Denkmalschutzes, ausreichend berücksichtigt worden sind.

In einer abschließenden Bewertung des Gespräches ließ der Bahnmanager erkennen, dass die Bahn die Bedeutung des Viaduktes für die Chemnitzer Bevölkerung möglicherweise unterschätzt habe. Angesprochen auf das Informationsverhalten der Bahn in der Vergangenheit, einschließlich den Bürgerinformationsveranstaltungen, drückte er seine Hoffnung aus, dass der Verein bei dem Treffen eine andere Bahn kennengelernt habe, die in einem offenen und konstruktiven Gespräch auf die Bürger zugehe. Dieser Eindruck kann durch die anwesenden Mitglieder des Viadukt e.V. bestätigt werden. Der Verein erklärt, sehr froh über den Besuch von Eckart Fricke zu sein und fühlt sich dadurch in seinen Bemühungen um den Erhalt des Viaduktes, wie auch der anderen abrissgefährdeten Baudenkmale, gewürdigt.

Eckart Fricke, Jahrgang 1956, ist seit Mitte vergangenen Jahres als Konzernbevollmächtigter zuständig für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Er ist seit 1977 für den DB Konzern tätig und war unter anderem Vorstand Produktion im Geschäftsfeld DB Schenker Rail. Zuletzt war er Konzernbevollmächtigter für Baden-Württemberg und in dieser Position auch mit dem Vorhaben Stuttgart 21 befasst.

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